Eine alte Dame hält ihr Strickzeug und lacht fröhlich. Ein Junge, den Fußball unter den Arm geklemmt, posiert vor dem Spielfeld. Zwei Mädchen auf der Rutsche lachen frech in die Kamera.
Bilder einer Ausstellung.
Gesichter des Stadtfelds.
Es sind keine Stars und Promis, keine Top-Models und keine Exoten. Menschen, wie Du und ich. Das ist auch der Titel, dieser außergewöhnlichen Outdoor-Fotoausstellung:
DU UND ICH – Portrait des Stadtfelds.
Nachbarinnen und Nachbarn sind es, die da von den Plakat-Säulen lächeln. Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Seniorinnen und Senioren. Auch zwei Hunde tauchen als treue Haustiere auf. Was sie alle miteinander verbindet, ist ihr Zuhause: das Stadtgebiet Stadtfeld. Und dass sie sich auf dieses Experiment eingelassen haben: sie waren bereit, sich interviewen und an ihren Lieblingsorten fotografieren zu lassen.
Sie alle haben etwas zu sagen.
„Seit 40 Jahren lebe ich schon im Stadtfeld und bin für alle die Oma. Früher wurden hier noch Rüben gerodet“ sagt zum Beispiel Gertrud W., die alte Dame mit dem Strickzeug. Der kleine Ilban erzählt, dass er später mal Fußballprofi und dann Bürgermeister werden will. Und Waltraud L. findet das Stadtfeld schön, so wie es ist. „Man muss es nur von allen Seiten kennen und lieben lernen.“ Die kleinen Zitate tauchen jeweils in farbigen Kreisen zu den jeweiligen Bildern auf.
Insgesamt 20 solcher Metallstelen gehören zur Ausstellung. Auf Vorder- und Rückseite präsentieren sie zusammen 40 Fotografien von Menschen aus dem Quartier. Mithilfe einer Laufkarte können Interessierte den Ausstellungsparcours abgehen und von Stele zu Stele den Stadtteil und seine Anwohnenden kennenlernen – ein berührendes Portrait des Stadtfelds.
40 Gesichter – und ebenso viele Geschichten.
Waltraud L. beispielsweise hat sich an ihrer Birke fotografieren lassen. Freundschaftlich hat die alte Dame ihren Arm um den Stamm gelegt. Auch sie wohnt schon über vierzig Jahre im Stadtfeld. Als sie einst im frisch gebauten Häuserblock in ihre neue Wohnung zog, war die Birke unter ihrem Balkon gerade gepflanzt worden. Der Baum ist mit ihren Kindern und Enkelkindern mitgewachsen. Heute überragt die Birke längst das Dach des Hauses.
Heimat.
Hinter den Fotos und ihren Geschichten stehen Schülerinnen und Schüler der Buhmann Schule Hildesheim. Die jungen Leute im Fachbereich Gestaltung haben gemeinsam mit ihrer leitenden Lehrkraft Barbara König-Warneboldt innerhalb von zwei Schuljahrgängen das Stadtfeld erobert. Innerhalb mehrerer Projekttage wurde in der Nachbarschaft interviewt und fotografiert. Im Rahmen des Unterrichts (und darüber hinaus) wurde weiter gestaltet, geplant, organisiert und konzipiert.
Ein langer, teilweise schwieriger Weg, auf dem nicht nur der Corona-Lockdown zu einer unerwarteten Herausforderung wurde. Die ursprünglich für Mai 2020 geplante Eröffnung musste kurzfristig wieder verschoben werden. Hintergründig packten viele helfende Hände mit an. In den Metall-Werkstätten der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim, Holzminden, Göttingen wurden die Ausstellungsstellen eigens gebaut. Die Stadt Hildesheim gab Vermittlung und das Technische Hilfswerk übernahm Transport und Aufbau. Die Sparkasse Hildesheim, Goslar, Peine gab eine großzügige finanzielle Hilfe und weitere Förderung konnte über den Verfügungsfonds des Städtebauförderprogramms „Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten“ gewonnen werden. Vor Ort half tatkräftig der Stadtteilverein Gemeinwesenentwicklung Stadtfeld e.V. in Vermittlung von Kontakten und Ressourcen.
Vor diesem breiten Hintergrund von guten Kooperationen konnte die Ausstellung schließlich am Sonntag, 04.10.2020 feierlich eröffnet werden.
Vor den Türen des Stadtteilbüros Stadtfeld, im Zentrum der Fotoshow, und im Rahmen des gutbesuchten Stadtteilflohmarkts Stadtfeld, wurde die Ausstellung schließlich feierlich eröffnet. Jens-Hendrick Grumbrecht begrüßte als Stadtteil-Gemeinwesenarbeiter die zahlreichen Gäste. Der Leiter des Stadtteilbüros erzählte drei persönliche Geschichten von Begegnungen, deren Zeuge er bei den Foto-Shootings für das Projekt wurde – darunter die Story von Frau L. und ihrer Birke. Grumbrecht weckte ein Gefühl für die „Heimat Stadtfeld“.
Bürgermeisterin Beate König betonte in ihren Grußworten die große Bedeutung von Nachbarschaftlichkeit, Stadtteilbewusstsein und sozialem Zusammenhalt vor Ort.
Buhmann-Schulleiterin Julia Buhre zeigte sich beeindruckt vom tollen Ergebnis des Projektes und dem großen Engagement der Schüler*innen, Lehrkräfte und Kooperationspartner.
Barbara König-Warneboldt schließlich ergänzte das „Portrait des Stadtfelds“ mit vielen weiteren Informationen, die sich aus den Begegnungen und Interviews ergaben. Das Bild eines Stadtteils und einer Nachbarschaft, in dem und in der die Menschen grundsätzlich sehr gerne leben, wenn auch nicht immer alles einfach ist.
„Stadtfeld – lass es wild und bunt sein!“ zitierte Projektleiterin Barbara König-Warneboldt einen Harley-Davidson-fahrenden Nachbarn, der mit diesen Motto-Worten seine Community treffend auf den Punkt brachte. Damit luden die Initiatoren zur ersten Ausstellungsführung ein.
Die Fotoausstellung „DU UND ICH – Portrait des Stadtfelds“ der Buhmannschule Hildesheim war vom 04.10. bis 09.10.2020 im Stadtfeld zu sehen.
Link: Ankündigung der Veranstaltung und weitere Hintergrundinformationen zum Projekt