„Guck mal! Ich habe ein eigenes Buch gemacht!“ Stolz hält die Zweitklässlerin Rouhin ihren ersten „Roman“ in den Händen. Ein spannendes Erlebnis hat sie da aufgeschrieben - eine unheimliche Begegnung mit einem fremden Mann im Park. Ein "Grusel-Krimi". Die wahre Geschichte hat sie handschriftlich in einem kleinen Faltblatt mit mehreren Seiten festgehalten. Ihr Werk ist mit eigenen Zeichnungen koloriert und mit passend ausgesuchten Stickern verziert.
Rouhin gehört zur Gruppe der „Poetry Kids“, die sich in der ersten Wochen der Sommerferien in der Caritas Hausaufgabenhilfe ETUI getroffen haben. Auch die anderen fünf kleinen „Poeten“ sind gerade konzentriert bei ihrer schöpferischen Arbeit. Der Hauptraum der Hausaufgabenhilfe hat sich in eine Kreativwerkstatt verwandelt. Filzstifte in verschiedensten Farben, Wassermalfarben, Glitzer, Stanzer, Buchstaben-Stempel, thematische Aufkleber, edle Papiersorten ... Eine Riesenauswahl für die kleinen Literaten, um künstlerisch kreativ zu werden.
Angeleitet werden die Wort-Künstler dabei von Christine Raudies aus Bremen. Unter ihrem Künstlername Tine Andersen ist Raudies selber als Singer- und Songwriterin und Autorin freischaffend tätig. Als Workshop-Leiterin versteht sich Tine besonders auf die Arbeit mit Kindern und kann dabei ihre Liebe zur Sprache, ihre Begeisterung für Lieder und Geschichte authentisch vermitteln. Bei der Workshop-Woche im Stadtfeld geht‘s Tine auch nicht so sehr um tolle „Produkte“ - im Mittelpunkt steht vielmehr der Spaß. Spaß an der Sprache und am eigenen Ausdruck. Jeder Tag beginnt mit einer Geschichte, die Tine den Kindern erzählt. Die Story lädt ein, selbst weiter zu denken, zu phantasieren oder eigene Erlebnisse zu erzählen. Manchmal, wie bei Rouhin, wird daraus dann ein eigenes, kleines Buch.
„Poetry Kids“ ist ein Projekt des „Forum Literaturbüro e.V.“ in Hildesheim. „Mitten ins Herz“ heißt das Oberthema für das Projektjahr 2020/2021. In Schulen, Jugendeinrichtungen, Flüchtlingsunterkünften, und an anderen Orten sind junge Menschen herausgefordert, darüber ins Gespräch und „in Sprache“ zu kommen - und so spielerisch und in eigener Weise den „literarischen Raum“ zu betreten.